Dialog der Kulturen unter Shanyrak: Humboldt und Kasachstan

Dialog der Kulturen unter Shanyrak: Humboldt und Kasachstan

Berlin, 29. April 2025 – Im Rahmen des Projekts „Stammtisch unterm Schanyrak“ fand heute in Berlin das vierte Treffen zum Thema „Die Reise von Alexander von Humboldt nach Kasachstan“ statt. Die Veranstaltung brachte Wissenschaftler, Forscher, Experten und an Geschichte, Wissenschaft und interkulturellem Dialog interessierte Öffentlichkeit zusammen.

Der Botschafter Kasachstans in Deutschland Nurlan Onzhanov hielt eine Begrüßungsrede und betonte darin, wie wichtig es sei, das Thema der wissenschaftlichen Reise Alexander von Humboldts nach Zentralasien gerade jetzt anzusprechen, da die Rolle der Region und insbesondere Kasachstans erneut in den Fokus der internationalen Gemeinschaft rücke.

Das Interesse an Kasachstan sei kein neues Phänomen: Das Land habe schon immer die Aufmerksamkeit von Forschern, Reisenden und Politikern auf sich gezogen, so der Diplomat. Alexander von Humboldt, einer der größten Universalwissenschaftler seiner Zeit, nimmt in dieser Reihe einen besonderen Platz ein. Seine Expedition nach Zentralasien im Jahr 1829 wurde zu einer bedeutenden Etappe in der Geschichte der europäischen Wissenschaft und spielte eine wichtige Rolle bei der Bildung von Vorstellungen über den geografischen und natürlichen Reichtum Kasachstans. Humboldt war fasziniert von den Landschaften, den klimatischen Gegebenheiten und der geologischen Vielfalt der Region. Das Ergebnis seiner Expedition ist das monumentale Werk „Central-Asien: Untersuchungen über die Gebirgsketten und die vergleichende Klimatologie“, das bis heute als Klassiker der wissenschaftlichen Literatur gilt.

Den Hauptteil der Veranstaltung bildeten Impulsberichte deutscher Spezialisten. Professor Dr. Ottmar Ette vom Institut für Romanistik der Universität Potsdam stellte den philosophischen und wissenschaftlichen Kontext des Erbes Alexander von Humboldts dar. Er wies darauf hin, dass Humboldt den Grundstein für einen interdisziplinären und ökologischen Ansatz in der Wissenschaft gelegt habe. Professor Ette widmete der Reise des Wissenschaftlers durch das Gebiet des heutigen Kasachstan besondere Aufmerksamkeit und betonte die Bedeutung von Humboldts Beobachtungen der Natur, Kultur und Lebensweise der Völker Zentralasiens als Teil seiner ganzheitlichen wissenschaftlichen Weltsicht.

Dr. Ferdinand Damaschun vom Naturkundemuseum Berlin und dem Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung sprach über Humboldts Beitrag zur geologischen und klimatologischen Forschung in Zentralasien und hob seine innovative Sichtweise auf Naturprozesse hervor.

Dr. Rosa Tulyasheva, Fachreferentin für Iranistik, Turkologie und Mittelasien, Staatsbibliothek zu Berlin, stellte seltene Archivmaterialien vor, die Humboldts Werke beschreiben, insbesondere seine Wahrnehmung der kasachischen Kultur. Sie betonte seinen tiefen Respekt für die lokalen Traditionen und die Lebensweise der Völker der Region.

Die Veranstaltung schloss mit einer lebhaften Diskussion und Fragerunde, in der sich die Teilnehmer über die Bedeutung von Alexander von Humboldts Erbe für den heutigen wissenschaftlichen und interkulturellen Dialog austauschten.

Zur Information: Alexander von Humboldt (1769-1859) war ein herausragender deutscher Naturforscher, Geograph und Reisender, einer der Begründer der modernen physischen Geographie und Ökologie. In den Jahren 1799-1804 unternahm er eine groß angelegte wissenschaftliche Expedition nach Lateinamerika und besuchte die Gebiete des heutigen Venezuela, Kolumbien, Peru, Ecuador, Kuba und Mexiko. Während seiner Reise sammelte er umfangreiche Daten über die Natur, das Klima, die Geologie und die Kultur dieser Regionen.

Im Jahr 1829 unternahm Humboldt auf Einladung von Kaiser Nikolaus I. eine Expedition durch das Russische Reich, die ihn durch St. Petersburg, den Ural, Sibirien und die nordöstlichen Teile des heutigen Kasachstan, einschließlich Semipalatinsk (heute Semey) und die Altairegion führte. Seine Schriften hatten einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Naturwissenschaften und inspirierten viele Wissenschaftler.